Leihmutterschaft im Islam

Eine schwangere Frau mit einer roten Jacke umfasst ihren Bauch mit beiden Händen.
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- Sunniten und Schiiten sind oft geteilter Meinung
Eine schwangere Frau mit einer roten Jacke umfasst ihren Bauch mit beiden Händen.
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Unter Muslimen ist die Leihmutterschaft umstritten. Sunniten stehen ihr ablehnend gegenüber, Schiiten befürworten die Leihmutterschaft.
18.08.2016 - 12:08

Im Islam ist die Leihmutterschaft umstritten. Viele sunnitische Gläubige lehnen sie ab, viele schiitische Gläubige sehen vor allem ihre Vorteile.

Viele Sunnitinnen und Sunniten sind davon überzeugt, dass ein Kind nur durch die körperliche Liebe zwischen seinen Eltern entstehen sollte. Eine Leihmutterschaft lehnen sie aus verschiedenen Gründen ab. Sie sagen, eine Frau kann nur eine richtige Mutter sein, wenn sie selbst mit ihrem Kind schwanger war und es auch selbst geboren hat. Außerdem sollte keine Frau ihren Körper verleihen. Das entwürdigt sie und macht sie zu einer Ware. Eine Leihmutterschaft ist zudem ein Geschäft zwischen Leihmutter und den künftigen Eltern, bei denen das Kind aufwächst. Auch das lehnen Musliminnen und Muslime ab, denn ein Kind ist für sie ein Geschenk Gottes und darf nicht mit Geld bezahlt werden. Darüber hinaus halten Sunnitinnen und Sunniten die Leihmutterschaft für sozial ungerecht, denn im Gegensatz zu Familien mit gutem Einkommen können sich Menschen mit weniger Geld keine Leihmutter leisten.

Manche schiitische Gelehrte befürworten die Leihmutterschaft dagegen. Sie erklären, dass Kinderlosigkeit oft zu Eheproblemen führt und eine Leihmutterschaft dies verhindern kann. Sie weisen darauf hin, dass es sich hier auch nicht um Ehebruch handele, denn zwischen der Leihmutter und dem Samenspender findet kein körperlicher Kontakt statt. Vielen Schiitinnen und Schiiten ist es nur wichtig, dass die Wunscheltern, die das Kind aufziehen, verheiratet sind.

Zu Abrahams Zeiten haben die Menschen das Thema vermutlich sehr praktisch betrachtet. Auch Abraham selbst soll eine Leihmutter beauftragt haben. Die Bibel erzählt, dass Abrahams Frau Sara lange Zeit kein Kind bekommen konnte. Laut Überlieferung ist Saras Dienstmädchen eingesprungen und hat Abrahams ersten Sohn Ismael ausgetragen und zur Welt gebracht.