Frau und Mann im Judentum

Ein jüdisches Ehepaar schaut sich Etrog-Früchte an.
© epd-bild/Fröhlich
- sind im Alltag oft gleichberechtigt
Ein jüdisches Ehepaar schaut sich Etrog-Früchte an.
epd-bild/Fröhlich
Im Alltag leben jüdische Frauen und Männer gleichberechtigt, in Gottesdiensten ist das nicht in allen jüdischen Gemeinden so.
16.04.2013 - 15:54

Israel ist weltweit der einzige Staat, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung Jüdinnen oder Juden sind. Dort sind Frauen und Männer schon seit der Staatsgründung 1948 vor dem Gesetz gleichberechtigt. Im Alltag leben heute die meisten Jüdinnen und Juden in allen Ländern so. Nur im Gottesdienst und bei den rituellen Handlungen hängt die Rollenverteilung von der Glaubensrichtung ab.

Juden haben früh erkannt, dass Frauen genauso schlau sind wie Männer. Auch Jüdinnen studierten daher schon sehr früh in ihrem eigenen Unterricht die Tora und den Talmud und lernten am Schabbat viel über ihre Religion, wenn dort aus der Tora gelesen wurde. Der Talmud berichtet zum Beispiel über Bruriah, die Frau des Rabbi Meir. Sie nahm schon im 2. Jahrhundert an den Diskussionen über den Talmud teil und war für ihre Gelehrsamkeit berühmt. Zu ihrer Zeit war Bruriah allerdings noch eine Ausnahme.

In liberalen jüdischen Gemeinden gibt es heute auch Rabbinerinnen. Dort sitzen Frauen und Männer in der Synagoge nicht mehr getrennt, sondern nebeneinander und beide übernehmen dieselben Aufgaben. Auch Frauen lesen dort im Gottesdienst gleichberechtigt mit Männern die Tora.

In orthodoxen jüdischen Gemeinden ist das anders. Dort gibt es keine Rabbinerinnen und nur Männer dürfen im Gottesdienst aus der Tora lesen. Auch sonst halten sich die Anhängerinnen und Anhänger dieser Glaubensrichtung an die traditionelle Rollenverteilung, die früher für alle Jüdinnen und Juden galt. Allerdings sind auch orthodoxe Frauen berufstätig und haben für ihren Beruf eine Ausbildung abgeschlossen.

Damals waren Frauen für die Gesundheit und den Haushalt zuständig und lasen sich gegenseitig auf Hebräisch aus der Bibel vor, um an der Bildung aus der Heiligen Schrift teilzuhaben. In der Synagoge saßen sie hinten. Zu den Aufgaben der Frauen gehörte es auch, am Schabbat und an anderen Festtagen die Kerzen anzuzünden und die Lichter zu segnen. Außerdem setzten sie sich in Krankenhäusern und Altenheimen ein. Nur Männer durften Rabbiner werden und in der Synagoge aus der Tora vorlesen.

Heute können Frauen sich entsprechende Berufe aussuchen, wenn sie Freude an Gesundheitsfragen oder als Hauswirtschafterin haben. Sie treffen sich in orthodoxen Kreisen in Lernzirkeln. Am Schabbat und an Feiertagen ist es nach wie vor die Aufgabe jeder jüdischen Frau, egal ob orthodox oder liberal, die Kerzen zu entzünden. Die jüdische Frau ist die Priesterin des Hauses.

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