Hallo, Jalua. Die „Vier Tore und Vierzig Stufen“, auf Türkisch „Dört Kapı Kırk Makam“, beschreiben den einen spirituellen alevitischen Weg. Alevitinnen und Aleviten beschreiten diesen Weg, um Selbsterkenntnis zu erlangen. Er wird von einer Geistlichen, die „Ana“ genannt wird oder einem Geistlichen, der „Pir" oder „Dede" genannt wird, begleitet.
Jedes der vier Tore hat eine Besonderheit und besteht aus jeweils zehn Stufen. Die einzelnen Stufen sind moralische Anleitungen, die ein gutes Zusammenleben aller Menschen ermöglichen.
Um den eigenen Geist weiterzuentwickeln werden 4 Tore und 40 Stufen erklommen.
Alevitinnen und Aleviten glauben, dass sie durch die heilige Kraft die Erkenntnis der Wahrheit Gottes erlangen, wenn sie nach der Lehre der 4-Tore-40-Stufen leben. Der Mensch durchschreitet die verschiedenen Stufen geistlicher Entwicklung, um Einheit mit der Wahrheit zu erreichen. Dieser Vorgang heißt die Vervollkommnung des Menschen (auf Türkisch: Insan-ı Kâmil).
- Das erste Tor heißt Şeriat, das Tor des Gesetzes oder auch der Ordnung. Hierbei geht es vor allem um die Grundregeln eines guten Zusammenlebens.
- Das zweite Tor heißt Tarikat, das Tor zum mystischen Pfad. Damit ist der mystische Weg gemeint, der durch ein rituelles Versprechen/Gelübde, das „Ikrar", zum Eintreten in den alevitischen Weg beginnt. Das Ziel dabei ist, die Sinnhaftigkeit des Glaubens zu verstehen. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt der Mensch einen Wegweiser (Rehber), der einen begleitet und Beistand leistet.
- Das dritte Tor heißt Marifet, das Tor zur Erkenntnis. Hierbei ist die mystische Erkenntnis gemeint. Sie wird benötigt, um die Vervollkommnung zu erreichen. Der Mensch soll beispielsweise aufrichtig sein, Wissen und Erkenntnis erlangen und zudem sich stets selbst reflektieren, um eine Selbsterkenntnis zu erlangen.
- Das vierte Tor heißt Hakikat, das Tor zur Wahrheit. Im Mittelpunkt des alevitischen Glaubens steht der Mensch als eigenverantwortliches Geschöpf, das sich selbst sucht und erkennen will. Er beschäftigt sich mit Fragen wie „Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo werde ich hingehen?" Dieses letzte Tor stellt somit das verinnerlichte Wissen der vorangegangenen Tore dar.