Khidir Ilyas und Khidir Nebî

- das Doppelfest zu Ehren von Xidir Ilyas û Xidir Nebî
Pekhûn-Gericht
Archiv Yezidisches Forum e.V. Oldenburg/Helican Tolan
Am letzten Fastentag essen Jesidinnen und Jesiden traditionell das Pekhûn Gericht. Es ist eine süße Breispeise, die zu Kugeln geformt wird.
15.02.2023 - 13:07

Jesidinnen und Jesiden kennen viele jahreszeitliche Feste. Gemeinsam von allen Religionsmitgliedern werden auch fernab der Herkunftsregionen drei Feste gefeiert, die eine herausragende Bedeutung im Jesidentum haben. Diese drei Feste sind das Fest zu Ehren Gottes (Îda Êzî), das religiöse Neujahrsfest (Çarşema Serê Salê) und das Doppelfest zu Ehren Khidir Ilyas und Khidir Nebî (îda Xidir Ilyas û Xidir Nebî). 

Das Doppelfest zu Ehren Khidir Ilyas und Khidir Nebî wird immer am ersten Donnerstag bzw. Freitag im Februar nach dem julianischen Kalender von den jesidischen Glaubensanhängern gefeiert. Diese beiden Tage entsprechen dem ersten Donnerstag bzw. Freitag nach dem 14. Februar im gregorianischen Kalender.  

Den eigentlichen zwei Festtagen gehen drei Fastentage von Montag bis Mittwoch voraus, an denen jeweils von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet wird.

Xidir Ilyas und Xidir Nebî sind für das Jesidentum zwei wichtige Schutzpatronen. Als Heilige kommen ihnen nach jesidischer Überlieferung außermenschliche Fähigkeiten und Gaben zu, mit denen sie die Gesellschaft beschützen und segnen können.

Gemäß der jesidischen Mythologie ist Xidir Ilyas der Schutzpatron der Armen, Kranken und Reisenden und Xidir Nebî der Schutzpatron der Liebe, Wünsche und Herzensangelegenheiten.

Der Legende nach sollen beide zur Zeit des Alexander des Großen (Iskender Çarqurna) gelebt haben. Dem Herrscher wird ein baldiger Tod vorausgesagt, welchem er nur durch das Wasser des Lebens (Ava Hayatê) entkommen könnte. Daher werden Xidir Ilyas und Xidir Nebi beauftragt ihm dieses heilige Wasser zu besorgen. Auf dem Weg zur Quelle waren Xidir Ilyas und Xidir Nebî sehr erschöpft, weshalb sich beide dort einen Krug mit Wasser befüllten, und beschlossen sich unter einem Olivenbaum auszuruhen. Während die beiden schliefen, flog ein Raabe herbei, der mit seinem Schnabel in den Krug stoch und einige Tropfen von dem Wasser trank. Der Krug zerbrach dabei und die Wassertropfen, die auf dem Boden vom Krug zurückblieben, wurden von den beiden Beauftragten des Herrschers getrunken. Das Trinken dieser Wassertropfen soll Xidir Ilyas und Xidir Nebi ihre besonderen übernatürlichen Gaben gegeben haben.

In der jesidischen Vorstellung reiten Xidir Ilyas und Xidir Nebi an beiden Festtagen auf einem silberweißen Pferd zu den Häusern der Jesidinnen und Jesiden, um sie dann zu segnen oder zu heilen.

Mit den Fasten- und den Festtagen sind folgende Vorgaben, Rituale und Bräuche verbunden:

  • Das Fasten ist für alle Jesidinnen und Jesiden freiwillig, außer sie tragen einen Namen der Heiligen (Xidir oder Ilyas). In der Regel werden diese beiden Namen Jungen gegeben.
  • Während der gesamten Zeit darf kein Tier geschlachtet werden.
  • Am ersten Fastentag, dem Montag, werden sieben verschiedene Getreide- und Kornarten angeröstet (Qelandik). Getreide gilt als Gabe des Paradieses und ist somit für Jesidinnen und Jesiden besonders heilig.
  • Am letzten Fastentag, dem Mittwoch, wird typischerweise das Pekhûn Gericht zubereitet und gegessen. Dies ist eine süße Breispeise aus sieben verschiedenen Zutaten, die an die heilige Siebenschaft im Jesidentum erinnern soll. Die Zutaten sind folgende: Weizen, Kichererbsen, Linsen, Mais, Sesam, Gersten und Bohnen.
  • Als Vorbereitung auf den ersten Festtag wird zusätzlich ein Teller mit dem Pekhun Gericht auf eine erhöhte Stelle, zum Beispiel eine Treppe oder Stufe, gestellt. Ist darin am folgenden Festtag ein Abdruck der Hufe zu sehen, so heißt es der Überlieferung nach, dass die beiden Heiligen zu Besuch waren und die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses gesegnet haben.
  • Viele Jesidinnen und Jesiden backen am letzten Fastentag ebenfalls salzige Kekse, die sogenannten Kursike shor. Von diesen Keksen können anschließend unverheiratete Frauen und Männer essen.  Bewusst soll nach dem Verzehr nichts getrunken werden, um durstig einzuschlafen. Erscheint dem Schlafenden/ der Schlafenden im Traum dann eine Person, die Wasser reicht, so sei dies die zukünftige Partnerin oder der zukünftige Partner.
  • An beiden Festtagen sollten die Familien möglichst zu Hause bleiben.

Die Verehrung der beiden Heiligen Xidir Ilyas und Xidir Nebi wird auch in anderen Glaubensgemeinschaften praktiziert, jedoch unter einer anderen Vorstellung: Im Alevitentum sind die beiden Heiligen beispielsweise unter dem Namen Khoja Khizir (Xoja Xizir) bekannt.

Jesidische Speise Pekhûn

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