Ida Xwudan

- Fest zu Ehren der Familienheiligen
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Der dunklen Jahreszeit und der Wintersonnenwende im Dezember kommt im Jesidentum eine große Bedeutung zu. Es ist die Zeit dreier besonderer religiöser Feiertage. Sie finden ab Ende November oder Anfang Dezember jeweils an einem Freitag statt. Auf jeden Feiertag bereiten sich Jesidinnen und Jesiden mit einer dreitägigen Fastenzeit von Dienstag bis Donnerstag vor. 

  • In der ersten Woche wird das Fest zu Ehren des Sonnenengels, „Îda Şêşims“, gefeiert.
  • In der darauffolgenden Woche findet das Fest zu Ehren der Familienheiligen, das „Îda Xwudan“, statt.
  • Und eine Woche später endet mit dem Fest zu Ehren Gottes, „Ida Ezî“, die so besondere Zeit im Jesidentum.

Wer sind die Familienheiligen im Jesidentum?

Jesidinnen und Jesiden verehren besonders Engel als Geschöpfe des allmächtigen Gottes. Auch glauben sie daran, dass die göttlichen Engel sich als Heilige den Menschen auf Erden zu erkennen gegeben haben. Diese heiligen Menschen haben den Jesidinnen und Jesiden als Verkörperung der Engel und als spirituelle Führer vermittelt, wie der Glauben verstanden, bewahrt und in Gemeinschaft gelebt werden sollte. Sie gelten im Jesidentum als Schutzpatrone der Familien und heißen auf Kurmanci, also der kurdischen Sprache, „Xwudan“ oder „Xwudan ê Malê“. 

Nach jesidischem Glauben haben diese Familienheiligen besondere Gaben und besitzen heilende Fähigkeiten. In Notlagen und in schwierigen Situationen stehen sie als Beschützer mit ihren Kräften all jenen bei, die ihre Hilfe erbitten und benötigen.

Was passiert beim jesidischen Fest „Îda Xwudan“?

Zu ihrer Ehre und ihrer Würdigung feiern Jesidinnen und Jesiden jedes Jahr das Fest „Îda Xwudan“. Dieses Fest wird besonders mit der gesamten Familie gefeiert. Die vorhergehende dreitägige Fastenzeit vor dem Fest trägt den Namen „Rojiyên Xwudan“. Mit dem Fasten soll der Glauben und die Verbundenheit zu Gott vertieft werden. Deshalb fastet man in erster Linie für Gott und anschließend für Engel und Heilige

Ein wichtiger Teil des Festes sind die gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie, die den Zusammenhalt der Menschen stärken. Viele Familien bereiten traditionelle Speisen zu, zum Beispiel Reis- und Lammfleischgerichte und ein süßes Hefegebäck, das besonders beliebt ist. Wichtig ist es, eine gute Zeit miteinander zu haben. Auch danken Jesidinnen und Jesiden an diesem Tag für den Schutz, den ihre Familie im vorangegangenen Jahr erhalten hat und bitten zugleich darum, auch im neuen Jahr sicher und behütet zu bleiben.

Wie Jesiden sich ein frohes „Îda Xwudan“ wünschen

Zu Ehren der Schutzpatrone gibt es in Lalisch, dem Hauptheiligtum des Jesidentums, besondere Gebetsorte und Symbole stehen für die dort verehrten Heiligen. Doch in allen traditionellen jesidischen Siedlungsgebieten sind Wallfahrtstätten für Heilige errichtet worden. Erkennbar sind sie oft durch die besondere Bauweise mit den kegelförmig gerippten Türmen, die „Qubs" heißen. Bei einem Besuch dieser Wallfahrtsorte sprechen Jesidinnen und Jesiden Gebete und Wünsche oder bitten bei Krankheit um Heilung. Während des Festes „Îda Xwudan“ tragen religiöse Würdenträger an den Wallfahrtsorten überlieferte Texte zu Ehren der Familienheiligen vor.

Jesidinnen und Jesiden wünschen sich gegenseitig mit dem Gruß „Îda Xwudane li we pîroz be!“ ein frohes, besinnliches und gesundes „Îda Xwudan.“

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