Alevitinnen und Aleviten pilgern gerne an Orte, die ihnen heilig sind. Meistens befinden sich diese Pilgerstätten an einem Berg, einem See oder einem Fluss. Einer dieser Orte heißt „Düzgün Baba“. Er befindet sich in der Hügellandschaft in der Provinz Dersim, nahe des Vorortes Nazmiye, in der Türkei.
Die Geschichte hinter „Düzgin Baba“
Der Hirte „Sa Heyder“ konnte mit einem Holzstock Wunder vollbringen. Er schwang seinen Stab über den Boden, wo schlagartig Pflanzen wuchsen, wodurch seine Herde immer gut genährt war. Viele andere Hirten, wie auch sein Vater, konnten ihre Herden nicht so gut ernähren. Sein Vater ging ihm eines Tages nach, um sich von seinen Wundertaten zu überzeugen.
Sa Heyder hat dies nicht mitbekommen. Eine Ziege schreckte auf und fing an zu niesen. Sa Heyder sagte daraufhin zur Ziege: „Was ist passiert? Hast du etwa unseren Kurres gesehen?" Kurres hieß der Vater mit Vornamen. Als Sa Heyder sich umdrehte und zu seinem Entsetzen tatsächlich den Vater sah, war es ihm so peinlich, dass er nur den Vornamen seines Vaters verwendet hatte. Obwohl der Vater nicht beleidigt war, sondern eher beeindruckt von der Segenskraft seines Sohnes, rannte der beschämte Sa Heyder von seinem Vater weg. In dem Moment öffnete sich der Berg und Sa Heyder lief hinein. Daraufhin schloss sich der Berg wieder und sein Vater, Kurres Baba, erlebte erneut die Wunderkraft seines Sohnes und kehrte verwundert nach Hause zurück. Sa Heyder hatte sich entschieden, fortan nicht mehr nach Hause zurückzukehren, sondern mit den Tieren zusammen auf dem Berg zu leben. Von Zeit zu Zeit schickten die Eltern Freunde auf den Berg, die prüfen sollten, ob es dem Sohn gut ging.
So besuchten nach und nach alle Bewohner des Dorfes Sa Heyder. Da sein Zustand gut sei, was auf Zazaki „duzgıno" heißt, nannten sie ihn mit der Zeit „Duzgin Baba“, also Vater Duzgin. „Duzgin Baba" wird im Türkischen „Düzgün Baba" ausgesprochen. So kamen „Sa Heyder" und der Berg zu seinem jetzigen Namen. Der Hirte „Sa Heyder", der inzwischen „Düzgün Baba“ genannt wird, lebte also weiter auf den Berg und verschwand eines Tages auf geheimnisvolle Art. So wurde er zu einer Legende.