Stellt euch vor, ihr lebt in einer neuen Stadt, weit weg von der Heimat. So ging es Sikhs, die vor allem seit den 1950er-Jahren aus Indien, aber auch aus Ostafrika, nach England kamen. Denn dort wurden nach dem zweiten Weltkrieg Fachkräfte benötigt. Die Sikhs wollten trotzdem ihre Religion gemeinsam leben. Zuerst mieteten sie jeden Sonntag eine kleine Halle. Dort trafen sie sich, um die Schriften mit den Weisheiten (Gurbani) zu lesen, zu singen und zu verstehen. Doch bald merkten sie: Wir brauchen einen eigenen Platz.
Im Jahr 1961 kauften sie ein kleines Grundstück. Nun konnten sie sich auch unter der Woche in ihrem Gurdwara treffen. So nennen Sikhs heute meistens ihre Versammlungsorte. Jeder Mensch, unabhängig vom Hintergrund, ist dort herzlich willkommen.
Wie die Gemeinde der Sikhs in "Klein Panjab" wuchs
Mit den Jahren kamen immer mehr Sikh-Familien in den Stadtteil Southall. Gerade auch seit den 1980ern, denn damals erlebten Sikhs Ausgrenzung und Gewalt in ihrer Heimat im Panjab. Und so wurde die Gemeinde in London immer größer. Leute begannen, den Stadtteil "Klein Panjab" (Little Panjab) zu nennen. Das Bahnhofsschild von Southall wurde zusätzlich in der Schrift der Sikhs (Gurmukhi) beschrieben.
Der Gurdwara Sri Guru Singh Sabha Southall ist eines der größten Gemeindezentren der Sikhs. Es befindet sich im Londoner Stadtviertel Southall im Bezirk Borough of Ealing.
Bildergalerie Gurdwara Sri Guru Singh Sabha Southall
Nächstes Bild
Irgendwann reichte das kleine Gebäude für die Sikhs nicht mehr aus. Deshalb begannen sie, einen großen Gurdwara zu bauen. Der Bau war wirklich teuer: 20 Millionen Pfund! Das sind mehr als 20 Millionen Euro. Doch das Geld kam nicht von einer Bank oder der Regierung, sondern aus Spenden von Sikhs aus der ganzen Welt. Am 30. März 2003 war es soweit: Tausende Menschen feierten die Eröffnung. Für die Besuchenden gab es Tee, kalte Getränke, Früchte und süße Spezialitäten aus dem Panjab.
So ist der Gurdwara in London aufgebaut
Das Gebäude ist wirklich beeindruckend: Im Keller gibt es einen Parkplatz. Im ersten Stock können die Besuchenden sich reinigen und eine Bibliothek aufsuchen. Im zweiten Stock liegt die große Küche. Hier wird das Essen für alle gekocht – kostenlos! Jeden Tag verlassen sie mehrere tausend Mahlzeiten. Im dritten Stock befindet sich die Haupthalle, in der die zentrale Schrift mit den Weisheiten aufbewahrt ist. Die Sammlung mit den Schriften wird heute zumeist Guru Granth Sahib genannt. In der Halle, dem Darbar Sahib, finden Rezitationen, Gesänge und Erläuterungen der Weisheiten statt. Bis zu 2.000 Menschen passen hinein.