Kann eine Alevitin einen Katholiken heiraten?

Gudrun
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Hallo, Gudrun. Der heilige Pir Hünkar Haci Bektas Veli sagte einmal:

„72 mileti ayni nazarla bak.“

Das heißt in etwa,

„betrachte alle 72 Nationen als gleichwertig.“

Die Zahl 72 ist dabei eine symbolische Zahl. Sie steht für die gesamte Bevölkerung der Erde. Das bedeutet, dass die Nationalität oder auch die Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung gleichwertig sind. Niemand ist besser oder überlegen.

Alevitinnen und Aleviten lebten meist zurückgezogen in abgelegenen Dörfern und heirateten die Nachbarn und Nachbarinnen und die Bekannten, die ebenfalls den alevitischen Glauben hatten. Daher heirateten Alevitinnen und Aleviten Menschen, die sie bereits aus ihrem Dorf kannten. Das ein Alevit oder eine Alevitin einen Andersgläubigen heiratete war damals deswegen eher selten der Fall.

Sie hatten allerdings oft Bedenken, wenn in Familien eingeheiratet wurde, die nicht alevitisch waren. Vor allem war das dann der Fall, wenn ihre Tochter einen nicht alevitischen Mann heiraten wollten. Sie befürchteten, dass ihre Tochter gezwungen wird, die Religion ihres Mannes anzunehmen und somit ihren eigenen Glauben nicht mehr ausüben darf oder kann.

Wichtig ist das Einvernehmen aller Beteiligten

Aufgrund der Geschichte, in der alevitische Gläubige oft verfolgt und unterdrückt wurden, verloren sie ihr Vertrauen in den Rechtsstaat und lebten daher zurückgezogen in abgelegenen Dörfern in den Bergen. Im Laufe der Zeit zogen viele Alevitinnen und Aleviten zuerst in die Städte innerhalb der Türkei und später in andere Länder. Dort begegneten sie dann auch andersgläubigen Menschen und schlossen auch manchmal Ehen mit ihnen. Hierbei spielt in erster Linie das Einvernehmen der Eltern eine große Rolle. Daher ist es wichtig, dass die Eltern mit dem zukünftigen Ehepartner oder der zukünftigen Ehepartnerin einverstanden sind.