Hallo, Selina. Am Donnerstagabend haben die Alevitinnen und Aleviten traditionell in den Dörfern zu Hause das Licht „erweckt“, Gebete und Wünsche ausgesprochen und dabei in der Regel drei Kerzen entflammt. Oder sie kamen zusammen, um eine Cem-Zeremonie durchzuführen.
Das Licht wird „erweckt“
Während der Cem-Zeremonie wird immer das Licht „erweckt“. Das heißt, dass Kerzen angezündet werden. Das Licht gilt als Quelle jeglicher Schöpfung. Denn als göttliches Licht erhellt es die Welt und alles Leben darin. Das Licht steht für Göttlichkeit und strahlt auf die Welt und die Menschen.
Da dem Glauben nach alles aus dem Licht entstanden ist, offenbart sich „das Göttliche“ auch im Licht. Aus diesem Grund zünden Alevitinnen und Aleviten in ihren religiösen Ritualen Kerzen an. Auch bei der Cem-Zeremonie beginnt der rituelle Abschnitt mit dem Erwecken des Lichtes.
Hierzu sagt der Lichterwecker, der einen der zwölf Dienste bei der Cem-Zeremonie übernimmt:
„Im Namen von Hak-Muhammet-Ali erwecke ich das Licht“
Dann zündet er die Kerzen an. Das Licht wird erweckt und am Ende wieder „gelöscht". Da das Licht die Ewigkeit symbolisiert, wird das Kerzenlicht nicht ausgepustet, sondern mit Daumen und Zeigefinger „zur Ruhe" gebracht.
Im alevitischen Glaubensverständnis wird dieses Ritual „Delil“ genannt, was Wort für Wort mit „der Beweis" übersetzt werden kann. In diesem Zusammenhang wird das Licht insbesondere als Erleuchtung des Verstandes beschrieben.
Heutzutage finden die Cem-Zeremonien sonntags statt, da dies oft der einzige Tag ist, an dem die Menschen frei haben und somit Zeit haben, um an einem Cem teilzunehmen. So kann die Cem-Ortsgemeinde den Tag für ihre vielen Mitglieder auch besser organisieren.