Die Aramäerinnen und Aramäer sind ein Volk, das seit etwa 1.300 Jahren vor unserer Zeitrechnung im Nahen Osten lebt und sich im Gebiet der heutigen Länder Syrien, Irak, Israel und Palästina ausbreitete. Aramäisch ist eine mit dem Hebräischen und dem Arabischen verwandte Sprache.
Den Namen Aram gibt es schon viel länger, als die Aramäerinnen und Aramäer in der Region leben. Schon vor 4.300 Jahren tauchte er in assyrischen Quellen auf. Damals war damit eine Region in Syrien gemeint, nach der das Volk erst später benannt wurde. Die Aramäerinnen und Aramäer wanderten erst vor 3.300 Jahren von Osten her nach Mesopotamien im heutigen Irak ein. Von dort breiteten sie sich auch im östlichen Mittelmeerraum aus.
Aramäische Königreiche zwischen Bibel und Großreichen Mesopotamiens
In der Bibel werden mehrere aramäische Königreiche erwähnt. Auch ein Königreich Aram mit der Hauptstadt Damaskus, das heute die Hauptstadt von Syrien ist, wird dort erwähnt. Besonders in Mesopotamien wurden die Aramäerinnen und Aramäer sehr mächtig. Im 7. Jahrhundert eroberten sie die Stadt Babylon und gründeten dort ein eigenes Reich, das später auch ganz Syrien und die hebräischen Königreiche Israel und Juda beherrschte. Der babylonische König Nebukadnezar zerstörte im Jahr 586 vor unserer Zeitrechnung auch Jerusalem und den jüdischen Tempel.
Aramäisch als Sprache, die damals alle sprechen und verstehen konnten
Durch die weite Verbreitung der Aramäerinnen und Aramäer wurde ihre Sprache überall in der Region gesprochen. Spätere Reiche wie das persische Reich machten Aramäisch zu ihrer Verkehrssprache. Das bedeutet, dass die Regierung und Verwaltung die Sprache benutzten, die die meisten Menschen in ihrem Land sprachen. Von allen anderen wurde erwartet, dass sie Aramäisch zumindest so weit lernten, dass sie sich mit anderen verständigen konnten. Auch Handelsgeschäfte wurden auf Aramäisch abgeschlossen. Heute ist für die meisten Menschen Englisch eine solche Verkehrssprache.
In späteren Jahrhunderten vermischten sich die Aramäerinnen und Aramäer in einigen Gebieten wie Galiläa im Norden des heutigen Staates Israel mit den Hebräerinnen und Hebräern, die vorher dort lebten. Auch bei Jesus Christus wird davon ausgegangen, dass er Aramäisch als Muttersprache sprach.
Aramäische Gemeinschaften heute und ihre kirchliche Tradition
Auch heute noch gibt es Aramäerinnen und Aramäer. Sie sprechen weiterhin Aramäisch und sind Christinnen und Christen. In mehreren Kirchen, zum Beispiel der Syrisch-Orthodoxen Kirche, der Assyrischen Kirche des Ostens oder der Chaldäisch-Katholischen Kirche ist Aramäisch weiterhin die Gottesdienstsprache. Im Alltag wird Aramäisch nur noch selten gesprochen. Die meisten verständigen sich heute in ihren Heimatländern auf Arabisch.