Hallo, Vici. In der Geschichte des Judentums gibt es leider sehr viele Fälle, in denen Jüdinnen und Juden aus dem Land, in dem sie wohnten, vertrieben wurden und woanders als in ihrem eigenen Land leben mussten. Das nennt man Exil. Alle Ereignisse hier zu erzählen, wäre viel zu viel. Zwei wichtige Fälle von Exil hängen mit der zweimaligen Zerstörung des jüdischen Tempels in Jerusalem zusammen.
Das erste jüdische Exil
Den ersten jüdischen Tempel zerstörte das Volk der Babylonier unter König Nebukadnezar vor ungefähr 2.600 Jahren. Die meisten Jüdinnen und Juden verschleppten sie nach Babylonien. Von diesem ersten jüdischen Exil erzählt auch ein bekanntes Lied von 1970 mit dem Titel „Rivers of Babylon". Das ist Englisch und bedeutet „An den Flüssen von Babylon". Das Lied beschreibt, wie Jüdinnen und Juden in Babylon sitzen und über ihre Vertreibung trauern. Dieses erste jüdische Exil dauerte einige Jahrzehnte.
Das zweite jüdische Exil
Das zweite Exil dauerte fast 2.000 Jahre. Im Jahre 70 schlugen die Römer einen Aufstand von Jüdinnen und Juden gegen die römische Besetzung ihres Landes Judäa nieder. Zur Strafe zerstörten die Römer den zweiten jüdischen Tempel.
Nach einem zweiten Aufstand 60 Jahre später vertrieben die Römer die Jüdinnen und Juden aus ihrem Land Judäa und nannten es um in Provinz Syrien-Palästina. Die nächsten fast 2.000 Jahre mussten Jüdinnen und Juden in anderen Ländern im Exil leben und hatten kein eigenes Land. Erst 1948 konnten sie auf Teilen ihres ursprünglichen Landes, von dem sie vertrieben worden waren, wieder einen eigenen Staat gründen: den Staat Israel.