Hallo, Gabriel. Die verschiedenen Religionen geben unterschiedliche Antworten auf diese Frage. Dies sind die Sichtweisen, die unsere Expertinnen und Experten aufgeschrieben haben.
Bahai
Bahai glauben, dass Gott der Schöpfer der Welt und die Quelle alles Guten ist. Gott will nichts Böses. Das Böse oder Unfaire kommt von Menschen, die nicht das tun, was Gott will. Gott hat den Menschen den freien Willen gegeben, so dass sie sich immer wieder neu für oder gegen das Gute entscheiden können.
Das Ziel des menschlichen Lebens ist die Entwicklung von guten Eigenschaften und Tugenden wie Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Aufrichtigkeit oder Freundlichkeit. Dieses Ziel können Menschen erreichen, wenn sie sich mit ihrem freien Willen dazu entscheiden, Gutes zu tun. Aber Menschen können ihren freien Willen auch dazu nutzen, ungerecht zu handeln und anderen zu schaden. Dadurch leiden andere Menschen.
Leid und Ungerechtigkeit bedeuten für diejenigen, die sie erfahren, eine „Prüfung" und damit eine Gelegenheit zu lernen. Wenn ein Mensch Unfaires erleidet, kann ihn das dazu bringen, sich für Gerechtigkeit stark zu machen und gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen. Oder er entscheidet sich, Geduld zu üben und selbst Gutes zu tun. In jedem Fall entwickelt er sich weiter, und lässt auch für andere Menschen Gutes entstehen.
Wenn ein Mensch sehr großes Leid erfährt und den Sinn davon gar nicht verstehen kann, dann kann ihn vielleicht der folgende Gedanke trösten: Der Mensch ist ein geistiges Wesen, hat eine unsterbliche Seele. Alles Leid trifft nur seinen Körper, aber nicht die unsterbliche Seele.
Christentum
Christinnen und Christen fragen schon sehr lange, warum Gott Dinge zulässt, die unfair oder schlimm sind. Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Sie glauben aber: Gott hat den Menschen Freiheit geschenkt. Mit dieser Freiheit können Menschen Gutes tun, aber auch Böses. Es gibt natürlich auch viel Leid, das nicht von Menschen gemacht wird – zum Beispiel Krankheiten oder Katastrophen wie ein Erdbeben. Aber vieles, was unfair ist, hat eben mit den Entscheidungen von Menschen zu tun. Auch hier fragen Christinnen und Christen: Warum lässt Gott das zu?
In der Bibel wird dafür das Wort „Sünde“ benutzt. Damit ist gemeint: Menschen handeln nicht so, wie Gott es möchte. Sie lügen, verletzen oder vergessen Gott und ihre Mitmenschen. Christinnen und Christen glauben, dass alle Menschen so sind, seit Adam und Eva. Das bedeutet: Kein Mensch ist vollkommen. Alle machen Fehler. Deshalb gibt es vieles, das unfair ist.
Trotzdem sagen Christinnen und Christen: Gott ist nicht fern. Sie glauben, dass Jesus in die Welt gekommen ist, um den Menschen zu zeigen, dass Gott an ihrer Seite ist – gerade auch in schweren Zeiten. Wer traurig ist oder leidet, ist nach christlichem Glauben niemals allein. Und sie vertrauen darauf, dass Gott am Ende alles wieder gut machen wird.
Hinduismus
Im Hinduismus gibt es die Idee des Karmas. Karma bedeutet „vergangene Taten". Hast du in der Vergangenheit oder in deinen früheren Leben Gutes getan, dann lebst du jetzt ein gutes Leben. Hast du aber schlechte Dinge getan und warst böse, so wirkt sich auch das auf dieses Leben aus.
Hindus sagen, dass nicht Gott schuld ist am Bösen, sondern der Mensch selbst. Daher ist es wichtig, immer respektvoll und nett miteinander umzugehen.