Hallo, Esther. Der genaue Zeitpunkt für den Beginn von Lesungen und Auslegungen aus der Tora lässt sich nicht aus der Geschichte entnehmen. Fest steht, dass es bereits vor der Zerstörung des zweiten jüdischen Tempels durch die Römer Synagogen gab, in denen Abschnitte aus der Tora gelesen, ausgelegt und diskutiert wurden. Dies geschah sowohl auf Hebräisch, der Sprache der Tora, auf Aramäisch und auf Griechisch, der damaligen Umgangssprache in Judäa. Aus der Tora gelesen wird somit schon seit mehr als 2.500 bis 3.000 Jahren.
Die Ursprünge lassen sich zurückverfolgen bis ins 5. Jahrhundert vor Beginn der aktuellen Zeitrechnung, als die Jüdinnen und Juden aus dem babylonischen Exil ins Land Israel zurückkehrten. Sogar im Tanach gibt es schon einen Text, der das öffentliche Lesen aus der Tora - vor allem an den damaligen Markttagen und am Schabbat - anordnet und beschreibt. Das sind auch bis heute die Tage, an denen traditionell im Gottesdienst aus der Tora gelesen wird.
Die heutige, endgültige Strukturierung der Wochenabschnitte, die Paraschot heißen, und der Vokale im biblischen Konsonantentext wurde in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends der aktuellen Zeitrechnung weiter gefestigt. Sie lässt sich auf Schriftgelehrte in Tiberias, die sogenannten Masoreten, zurückführen.