Hallo, Michael. Gesetze regeln das Zusammenleben in einer Gemeinschaft. Auch die Zehn Gebote und die übrigen Gesetze der Tora erfüllen diesen Zweck. Das sogenannte „Zwölftafelgesetz" ist das erste bekannte Gesetzbuch Roms. Es gibt aber einige wesentliche Unterschiede zwischen den Zehn Geboten und dem Zwölftafelgesetz.
Das Zwölftafelgesetz in Rom
Vom Zwölftafelgesetz wissen wir durch verschiedene römische Geschichtsschreiber, die aber erst hunderte Jahre später davon berichteten. Es soll auf zwölf großen Tafeln aus Bronze auf dem Forum Romanum, also dem Stadtzentrum Roms, aufgestellt gewesen sein. So konnten alle Römerinnen und Römer es jederzeit nachlesen, wenn sie Fragen oder Streit hatten. Vorher wurden viele Streitigkeiten nach Gewohnheit entschieden.
Das heißt, wenn in der Vergangenheit eine bestimmte Strafe für Diebe verhängt wurde, dann wurde sie auch beim nächsten Mal wieder verhängt, weil sie immer schon verhängt wurde. Solange es aber keinen Beweis dafür gab, konnten die Richter, die die Urteile sprachen, im Prinzip alles behaupten und niemand konnte es nachprüfen. Das änderte sich mit diesem „Zwölftafelgesetz". Seitdem konnten sich alle Römerinnen und Römer darauf verlassen, dass nur nach dem Text der Tafeln entschieden wurde und alle wussten, welche Gesetze gelten.
Gesetzestexte im Judentum
Solche Sammlungen von Gesetzen hat es natürlich auch in anderen Kulturen gegeben. Ein Beispiel dafür ist die Tora, die die Gesetze enthält, die Moses den Israelitinnen und Israeliten überbrachte. Auch sie regeln viele Bereiche des Zusammenlebens in einer Gemeinschaft und sind noch heute die Grundlage des Judentums.
Die Tora insgesamt ist also gut mit dem Zwölftafelgesetz vergleichbar. Beide enthalten Regelungen zu privatem Streit, zu Feiertagen, zur Landwirtschaft oder zu religiösen Ritualen. Die Zehn Gebote sind aber ein ganz spezieller Teil der Tora, da sie keine konkreten Regelungen, sondern allgemeine Anforderungen Gottes an das eigene Verhalten der Menschen beinhalten. So etwas gab es im Zwölftafelgesetz der Römer nicht.