Was beschreibt die Grundposition des Fideismus? Wie hängt bei diesem der Glaube mit dem Verstand zusammen?

Anonym
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Der Begriff „Fides“ heißt auf Deutsch übersetzt: Glaube. Mit dem Begriff „Fideismus“ ist die Vorstellung gemeint, dass Glaube und Vernunft sich gegenseitig ausschließen und dass der Mensch allein auf den Glauben vertrauen sollte.

Ist die Vernunft eine Gefahr für den Glauben?

Diese Vorstellung gibt es schon seit langer Zeit und besonders wichtig wurde sie in der Reformationszeit. Wichtige Gedanken des Fideismus schrieb der Theologe Septimius Tertullianus, bekannter als Tertullian, auf. Er lebte 200 Jahre nach Jesus Christus in Nordafrika. Ein wichtiger Satz von ihm lautet

„Ich glaube, weil es absurd ist.“

Seiner Meinung nach zeigt sich wahrer Glaube also gerade dadurch, dass er dem Verstand unsinnig vorkommt und sich nicht begreifen lässt. Die Menschen sollten daher nicht versuchen, die Inhalte der Bibel verstehen zu wollen. Sie sollen einfach glauben und das tun, was Gott den Menschen auferlegt hat, denn kein Mensch kann klüger sein als Gott. Auch viele andere wichtige Theologen wie Martin Luther sahen in der Vernunft vor allem eine Gefahr für den Glauben.

Das Gegenteil von Fideismus ist Rationalismus

Die Katholische Kirche hat den Fideismus zur Irrlehre erklärt, also offiziell festgelegt, dass sie diese Vorstellung für falsch hält. Andere Denker meinten nämlich, dass auch der Glaube und die Bibel mit dem Verstand untersucht werden sollten. Denn einerseits hat Gott dem Menschen den Verstand zu diesem Zweck gegeben und zum anderen wird Gott niemals so zu den Menschen sprechen, dass sie ihn nicht verstehen können.

Diese Vorstellung nennt sich Rationalismus. „Ratio“ heißt nämlich auf Deutsch übersetzt „Verstand“. Auch in vielen anderen Kirchen sind heute viele Gläubige überzeugt, dass der Verstand ein unersetzbares Werkzeug ist, um Gott und seine Botschaft an die Menschen besser zu verstehen und ihr im eigenen Leben besser gerecht zu werden.