Welche Rituale gibt es an Jom Kippur?

Ollliiii

Hallo Ollliiii. Es gibt in der jüdischen Tradition ein Ritual der Entsühnung. Dieses Ritual versöhnt das jüdische Volk mit G’tt. Früher hat der Hohepriester dieses Ritual symbolisch für die ganze jüdische Gemeinschaft ausgeführt. Der Versöhnungstag begann damit, dass der Hohepriester alleine in das Allerheiligste des Tempels ging. Das war ein festgelegter Bereich im Tempel, der als Wohnort G’ttes galt. Nur an diesem Tag durfte der Hohepriester das Allerheiligste betreten. 

Danach hat der Hohepriester alle Vergehen der jüdischen Gemeinschaft gegen G’tt symbolisch auf einen Ziegenbock geladen. Die Bibel beschreibt, wie der Hohepriester seine Hände auf den Bock und alle Verbrechen des Volkes auf das Tier legen soll. Dieser Bock wurde dann über den Rand der Bergklippen der Judäischen Wüste geschickt und getötet. Daher kommt der heute noch im Deutschen bekannte Begriff „Sündenbock“. Ein zweiter Ziegenbock wurde im Tempel geopfert. So schreibt es das jüdische Gesetz vor.

Seit längerer Zeit gibt es keinen jüdischen Tempel mehr. Deswegen treten Jüdinnen und Juden heute als Gemeinschaft an diesem Tag vor G’tt. Alle kleiden sich gleich, traditionell in Weiß. Sie verbringen den Tag in der Synagoge und beten. Alle konzentrieren sich darauf, G’tt möglichst nahe zu kommen. Deshalb verzichten Jüdinnen und Juden auf möglichst alles, was nicht mit Jom Kippur zu tun hat: Alle fasten bis zum Sonnenuntergang, arbeiten nicht, benutzen keine elektrischen Geräte oder sonstige Dinge, die sie im Alltag verwenden. Mädchen ab 12 und Jungen ab 13 Jahren, die schon ihre Bat Mizwa und Bar Mizwa gefeiert haben, machen auch mit. Nach Sonnenuntergang findet traditionell ein gemeinsames Fastenbrechen statt. Nach jüdischer Tradition gibt es die Vorstellung, dass dann die Tore des Himmels geschlossen werden und die Weichen für das nächste Jahr in der Beziehung mit G’tt gestellt sind.