Jerusalem im Judentum

- ein geschichtsträchtiger Ort
Juden beten an der Klagemauer in Jerusalem
epd-bild/Debbie Hill
Orthodoxe Juden beten an der Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem.
08.12.2021 - 14:58

Der heiligste Ort des Judentums ist der Tempelberg. Dem jüdischen Tanach zufolge hat JHWH von diesem Ort aus die Welt erschaffen. Später war Abraham der Überlieferung zufolge auf dem Tempelberg bereit, seinen Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen. Und JHWH habe auch diesen Ort ausgewählt, um König David zu erscheinen.

Weil an diesem Ort so viele wichtige Ereignisse geschehen sein sollen, baute König Salomon dort einen Tempel. So steht es im Tanach. In diesem Tempel wurde der Überlieferung zufolge das Allerheiligste des Judentums aufbewahrt: Die Bundeslade. Ein halbes Jahrtausend lang stand Salomons Tempel. Dann überfielen die Babylonier im Jahr 586 vor Christi Geburt die Stadt und zerstörten den Tempel. Viele Bewohner Jerusalems wurden aus der Stadt vertrieben. Sie mussten von nun an in Babylon leben. Diese Zeit bezeichnet man auch als das babylonische Exil oder die babylonische Gefangenschaft. Die Bundeslade verschwand. Seitdem weiß niemand mehr, wo sie sich befindet.

Knapp 60 Jahre später dürfen die Menschen wieder nach Jerusalem zurückkehren. An der gleichen Stelle wie zuvor bauen sie wieder einen Tempel. Er ist als zweiter Tempel bekannt. Jahrhunderte lang war dieser Tempel vollkommen ausreichend.

Zwei Jahrzehnte vor Christi Geburt ließ König Herodes den Tempel erweitern und umbauen. Dafür brauchte er jedoch mehr Platz. Also ließ er Erde aufschütten und baute um die aufgeschüttete Erde herum gigantische Stützmauern. Die sorgten dafür, dass die Erde nicht wegrutschte.

Im Jahr 70 nach Christi Geburt rebellierten die Jüdinnen und Juden erfolglos gegen die römische Besatzungsmacht. Die Römer besiegten die Rebellen, zerstörten den Tempel und verboten es den Jüdinnen und Juden, überhaupt in die Nähe des Tempels zurückzukehren. Die westliche Stützmauer war der nächstgelegene Ort zum Tempel, an dem die Jüdinnen und Juden sich aufhalten durften. Und so "adoptierten" sie den Bereich entlang der westlichen Stützmauer. Aus ihrer Sicht ergab das Sinn: Aufgrund ihrer größeren Nähe zum Tempel sei die Westmauer sowieso heiliger als die anderen drei Mauerabschnitte gewesen. Dieser Abschnitt wird heute auch als „Klagemauer“ bezeichnet. Dieser Ort ist für Jüdinnen und Juden das Zeichen für den Bund Gottes mit dem Volk Israel und daher eine heilige Stätte mit dem Charakter einer "Freiluft-Synagoge". Dennoch ist auch heute noch der heiligste Ort des Judentums der Tempelberg selbst. Das gilt besonders für die Region, auf der heute der muslimische Felsendom steht.

Der Tempelberg wird jedoch nicht von den Israelis verwaltet, sondern steht unter muslimischer Hoheit. Das liegt auch daran, dass viele religiöse Jüdinnen und Juden sich weigern, den Tempelberg zu betreten. Sie befürchten, dann aus Versehen das ehemalige Allerheiligste zu betreten, zu dem das normale Volk keinen Zugang hatte.

Die große Bedeutung Jerusalems für das jüdische Volk zeigt sich auch daran, dass Synagogen in aller Welt in Richtung Jerusalem ausgerichtet sind. Und an allen Werktagen beten viele strenggläubige Jüdinnen und Juden den Psalm 137: " Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde ich meiner Rechten vergessen.“

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