Im Judentum gibt es viele Strömungen, das heißt Gruppen innerhalb des Judentums, die sich in ihrer Lebens- und Sichtweise unterscheiden - auch wenn alle Strömungen eine gemeinsame jüdische Identität, Kultur und wesentliche Überzeugungen und Texte des Judentums teilen, wie Tora und Talmud. Diese Vielfalt hat es schon immer gegeben, auch wenn die Strömungen
- heute andere sind als früher und
- vom Land abhängen, in dem Jüdinnen und Juden wohnen. So können die Strömungen in den USA zum Teil anders sein oder anders heißen als in Deutschland, England, Frankreich oder Israel.
Grundsätzlich gibt es orthodoxe und nicht-orthodoxe Strömungen im Judentum. Aber beide haben wiederum eine Vielzahl weiterer Gruppierungen: orthodox ist nicht gleich orthodox und nicht-orthodox ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden liegt im Umgang mit Bestehendem: Orthodoxe Jüdinnen und Juden sehen Überliefertes aus der Vergangenheit als nicht veränderbar an. Nicht-orthodoxe Strömungen sehen das anders: Sie sehen Veränderungen entweder als normale und wichtige Weiterentwicklung, ohne der Tradition zu widersprechen. Oder sie sehen Tradition vor allem in Werten anstatt in Vorgaben für bestimmtes Verhalten.
Gemeinden in Deutschland sollen als sogenannte Einheitsgemeinden so aufgebaut sein, dass sich Jüdinnen und Juden aller orthodoxer und nicht-orthodoxer Strömungen dort zu Hause fühlen. Ihr gemeinsamer Dachverband ist der Zentralrat der Juden in Deutschland in Berlin.